“Sie rütteln so lange an Dir bis Du feste stehst.” Diesen Satz des dänischen Familientherapeuten Jesper Juul über Kinder habe ich mir in der Beziehung zu meinen Kindern wohl am meisten zu Herzen genommen.
In gewisser Weise hat er mir mit seinen Gedanken zur Begleitung von Kindern geholfen, feste zu stehen. Seine Bücher sind mir glücklicherweise schon im Kleinkindalter unseres ersten Kindes begegnet.
Ich war damals alles andere als klar in meiner Rolle als Mutter und sehr stark auf der Suche – in meinem Inneren gab es eine Idee, aber im Außen stieß ich oftmals auf einen völlig anderen Umgang mit Kindern, der für mich nicht stimmig war.
Diese Verunsicherung war einer der Gründe, warum ich mich eingehend in das Thema Schwangerschaft, Geburt und Erziehung einarbeitete und als Journalistin dann begann für das damals führende Familienportal „urbia.de“ zu schreiben. In diesem Zusammenhang habe ich Jesper Juul im Jahr 2007 anlässlich eines Vortrages persönlich treffen und interviewen dürfen. Nicht nur seine Antworten inspirierten mich damals sehr, sondern auch seine Gelassenheit und sein liebevoller und wertschätzender Blick auf das Verhalten von Kindern, aber auch auf uns Eltern. Ich konnte spüren wie er Eltern nicht verurteilte.
Eine innere Haltung von Liebe und Respekt kommt immer an. Seine Haltung strahlt aus seinen Büchern und Vorträgen. Und sie steckt an. Wer sich als Mutter liebevoll betrachtet fühlt, kann das Beste aus sich herausholen und seinen Kindern Liebe und Respekt entgegenbringen. Ich fühlte mich darin bestärkt auf mein eigenes Inneres zu vertrauen.
Nachdem ich in der Kleinkindphase all seine Bücher verschlungen habe und Jesper Juuls Name fester Bestandteil unserer Gesprächen als Eltern war, fanden wir mit der Zeit und Erfahrung immer mehr innere Gewissheit und Klarheit über unseren eigenen Weg. Seine Bücher waren verinnerlicht und rückten in den Hintergrund oder wurden weitergebeben an jüngere Eltern.
Bis unsere Tochter in die Pubertät kam und mir sein Buch (Pubertät: wenn erziehen nicht mehr geht. Gelassen durch stürmische Zeiten) wieder Inspiration und Leuchtturm war.
Jesper Juul forderte Eltern auf, Leuchttürme für ihre Kinder zu sein. Er war es für uns Eltern.
Zuletzt habe ich sein Essay „Die intuitive Verbindung“ gelesen und war – wieder einmal – tief berührt. Es kam für mich – wieder einmal – zur rechten Zeit.
Seine Gedanken über Werte und Verhalten haben nicht nur ihren festen Platz in unserer Familie, sondern auch in meinen Führungskräftecoachings. Viele seiner Empfehlungen für Eltern übertrage ich auf Chefs und ihre Mitarbeiter, denn im Kern geht es um die grundlegenden Dinge wie Grenzen, Respekt und das klare Leben der eigenen inneren Werte – egal wo und mit wem!
Dieser Mann hat nicht nur mich, sondern sehr viele Eltern gestärkt und damit vielen Familien ein echteres Zusammenleben und vielen Kindern eine würdevollere Kindheit geschenkt. Ich verneige mich vor seinem Beitrag für ein liebevolleres Miteinander –
Danke Jesper Juul!
Das Interview aus 2007.